Schweiz
Haaranalyse: Probanden waren mit bis zu 28 Pestiziden und anderen Risikostoffen belastet.
Eine Analyse der Haare kann zeigen, welche Schadstoffe der Körper aufgenommen hat. Eine Stichprobe von 20 Schweizern zeigt, dass schon kleine Kinder mit Schadstoffcocktails belastet sind.
Krebserregende Pestizide in Trinkwasser und Gemüse, hormonell wirksame Chemikalien in Kunststoffen und Kosmetika: Die Tests von K-Tipp und "Saldo" zeigen seit mehr als 25 Jahren, dass Industrie und Landwirtschaft gesundheitsschädliche Chemikalien mit dem Segen der Behörden einsetzen.
Die aktuelle Analyse der K-Tipp-Haare zeigt nun schwarz auf weiß: Die geltenden Gesetze und Grenzwerte reichen nicht aus, um die Bevölkerung wirksam vor diesen Schadstoffen zu schützen.
Ein Speziallabor in Frankreich analysierte die Haare von 20 Personen unterschiedlichen Alters aus der Deutschschweiz und der Westschweiz, um mehr als 1.800 für K-Tipp schädliche Substanzen nachzuweisen (siehe Kasten "Wie die Haare analysiert wurden").
Im Durchschnitt werden 10 bis 20 Schadstoffe
Die Ergebnisse: Eine große Anzahl von Schadstoffen und Schwermetallen wurde bei allen Personen gefunden. Das Fachlabor hat nur die Stoffe aufgelistet, die von den Experten als Gesundheitsrisiko bei chemischer Belastung eingestuft wurden. Die untersuchten, drei Zentimeter langen Haarproben lassen Rückschlüsse auf die Schadstoffbelastung der letzten drei Monate zu. Die Haare der meisten getesteten Personen enthielten zwischen 10 und 20 Schadstoffe. Dies war auch bei den drei Kleinkindern der Fall - zwei Zweijährige und ein Vierjähriger. Ein zweijähriger Junge wuchs im Zentrum der Stadt Zürich auf. Sein Beispiel zeigt, wie sich die Wahl der Lebensmittel auf den Schadstoffgehalt im Körper auswirkt. Das kleine Kind liebt es, Trauben und Rosinen zu essen. In seinen Haaren wurden Rückstände von Chlorbenzilaten und Naphth-Hexylessigsäure (Noa) gefunden. Diese beiden Stoffe werden beim Anbau von Obst verwendet. Chlobenzilate sind nach Ansicht von Laborexperten wahrscheinlich krebserregend. Diese Substanz wird gegen Spinnmilben eingesetzt. Noa ist ein synthetisches Pflanzenhormon, das zur Steuerung des Pflanzenwachstums verwendet wird. Die Auswirkungen auf den Menschen sind nicht untersucht worden. Unter den getesteten Probanden ist ein junger Mann aus Freiburg der Gesündeste. Seine Haarprobe ergab nur acht Schadstoffe.
Das Rezept: Essen Sie so bewusst wie möglich. Er sagt, dass er frisch kocht und nur saisonales Gemüse und Obst verwendet. "Ich rauche nicht, esse fast keine exotischen Lebensmittel und benutze kaum Kosmetik", sagt der 27-Jährige.
Eine bewusste Ernährung ist jedoch keine Garantie dafür, dass der Körper wenig Giftstoffe aufnimmt. Neben der Nahrung gelangen auch empfindliche Stoffe über die Haut oder durch die Atmung in die Blutbahn. Das zeigen die beiden Frauen mit den meisten Schadstoffrückständen: In den Haaren einer 16-jährigen Waadtländerin und einer 77-jährigen Thurgauerin wurden mehr als 20 problematische Substanzen gefunden (siehe Porträts unten).
Die Gründe: Die junge Waadtländerin trägt gerne Make-up, die ältere Thurgauerin lebt auf dem Land und ihr Grundstück ist von Ackerland und einer Geflügelfarm umgeben. Die Unterschiede zwischen dem Mann aus der Stadt Freiburg und der Frau aus dem Kanton Thurgau sind offensichtlich: Der Wohnort hat einen großen Einfluss auf die Schadstoffbelastung der Menschen. Stadtbewohner sind eher in der Lage, durch bewussten Konsum Verschmutzungsquellen zu beseitigen und damit die chronische Belastung durch sensible Stoffe zu reduzieren. In ländlichen Gebieten ist dies kaum möglich. Gegen Schadstoffe aus der Landwirtschaft sind Zäune machtlos. Dies belegen auch zwei aktuelle Studien des Umweltinstituts München (D) und der Universität Neuenburg. Beide Studien untersuchten die Verbreitung von Pestiziden in der Luft. Die besorgniserregende Folge: Sprühmittel werden durch den Wind viele Kilometer weit verteilt. So fanden Forscher der Universität Neuchâtel in den meisten der untersuchten biologischen Felder zahlreiche Insektizide aus angrenzenden Feldern.
So wurde das Haar analysiert
Das Labor toxSeek in Ennery (F) ist auf die Analyse von Schadstoffen im menschlichen Haar spezialisiert. Im Auftrag von K-Tipp wurde in den Haaren von 20 getesteten Personen nach rund 1.800 organischen Schadstoffen und 46 Metallen und Schwermetallen gesucht. Zu den organischen Schadstoffen gehören Hunderte von Pestiziden, aber auch Weichmacher, kosmetische Konservierungsstoffe wie Parabene, Bisphenole und andere kritische Substanzen. Die meisten dieser Stoffe können sich negativ auf das Hormonsystem auswirken oder bei chronischer Hintergrundbelastung zu einem erhöhten Risiko für Krebs und Organschäden führen. Rückstände aus Straßenverkehrsemissionen wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Formaldehyd und Kohlenmonoxid werden von der Analyse nicht erfasst. Dies würde ein anderes Verfahren erfordern. Eine drei Zentimeter lange Haarsträhne wurde untersucht. 3 cm entspricht einem Zeitraum von etwa drei Monaten.
Quellen: Die Angaben zu den Risiken der gefundenen Schadstoffe basieren auf den folgenden wissenschaftlichen Quellen: National Center for Biotechnology Information der USA NCBI; Pesticide Properties Data Base PPDB der Universität Hertfordshire; Pesticide Action Network North America PAN; US National Library of Medicine NIH; International Agency for Research on Cancer IARC; European Food Safety Authority Efsa; Anses Nationale Gesundheitsbehörde Frankreich; Centre National de la Recherche Scientifique CNRS; Institut National de la Sécurité du Travail INRS
Pestizide
Triisobutylphosphat: Dieses Pestizid stört die Fortpflanzung und kann das Erbgut schädigen.
Mepronil: Das Antipilzmittel ist schädlich für Wasserorganismen.
Bisphenol A: Diese Chemikalie beeinflusst das Hormonsystem und ist krebserregend.
Atrazin: Der seit 2012 verbotene Unkrautvernichter Atrazin ist krebserregend und stört den Hormonhaushalt.
Junges 16-jähriges waldensisches Mädchen
28 Risikostoffe gefunden
Die junge Frau lebt auf dem Land und geht in der Stadt zur Schule. Sie verwendet regelmäßig verschiedene kosmetische Produkte. Ihre Analyseberichte zeigen das Vorhandensein von Konservierungsstoffen wie Phenoxyethanol, Weichmachern und vielen Schwermetallen wie Quecksilber, Blei und Cadmium. Letztere finden sich vor allem in den Farbpigmenten von Kosmetikprodukten wie Kajal, Lidschatten oder Lippenstift.
In ihrer Wohnung fand das Labor 28 Risikosubstanzen, mehr als in jeder anderen der 20 Testpersonen. Drei Beispiele:
• Dimethylphthalat: Diese Chemikalie wird als Insektizid, Lösungsmittel und Weichmacher verwendet. Neben Lebensmittelverpackungen wird es vor allem in der Kosmetik eingesetzt.
• p-Kresol: Dieser Stoff wird bei der Herstellung von Kunststoffen und Pharmazeutika verwendet. Es ist auch in Tabak und Farben enthalten. Es gilt als krebserregend und beeinträchtigt das zentrale Nervensystem.
• Blei: Dieses Schwermetall ist in Lippenstiften und Pudern enthalten. Es gilt als krebserregend.
77-jährige Frau aus dem Thurgau
21 Risikostoffe gefunden
Die Thurgauerin bewirtschaftet ihren eigenen Bio-Garten und ernährt sich bewusst biologisch. Dennoch fand das Labor in ihrem Haar verschiedene Rückstände von Medikamenten, die in der Tierhaltung verwendet werden - und auch Nagetiergift. Darüber hinaus haben die Landwirte beim Anbau von Obst, Weizen und Mais zahlreiche Pestizide versprüht. Des Rätsels Lösung: Das Grundstück der Frau ist umgeben von Ackerland und einer Geflügelfarm.
Das Labor fand 21 Risikosubstanzen bei ihr und platzierte sie damit an zweiter Stelle von 20 getesteten Personen. Drei Beispiele:
• Thiram: ist ein Antipilzmittel, das in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Steht im Verdacht, hormonelle Wirkungen zu haben. Es wird gesagt, dass es die Nerven und die Leber schädigt. Es gilt als krebserregend.
• Octhilinon: ein Antipilzmittel. Beeinflusst die Atemwege.
• Sulfaquinoxalin: ein Medikament, das in der Rinder-, Schaf- und Geflügelzucht eingesetzt wird. Es steht im Verdacht, die Leber und die Nieren zu schädigen.
Ein gefährlicher Cocktaileffekt
Unter den gefundenen Schadstoffen befinden sich Chemikalien wie Flammschutzmittel und Pestizide, die das Hormonsystem negativ beeinflussen. Sie können nicht nur die Fruchtbarkeit verringern oder die Entwicklung des ungeborenen Kindes stören. Diese hormonell aktiven Substanzen haben das Potenzial, sich gegenseitig in ihrer Wirkung zu verstärken. Ein deutsch-dänisches Forscherteam der Universität Münster (Deutschland) hat zuletzt im September 2018 den Cocktail-Effekt von Chemikalien aus Kunststoffen, Textilien und Kosmetika auf Spermien nachgewiesen.
Hinzu kommt, dass viele giftige Stoffe in der Umwelt nur sehr langsam abgebaut werden. Aus diesem Grund können auch nach Jahren noch Rückstände in Boden, Wasser und Luft gefunden werden. Zwei Beispiele für sehr persistente Pestizide sind DNOC und Atrazin. Diese beiden Substanzen gehören zu den Chemikalien, die das Labor in 13 der 20 Testpersonen gefunden hat - beides sind Altlasten. Beide Unkrautvernichtungsmittel sind in Europa und der Schweiz seit Jahren verboten.
Leserkampagne: Finden Sie Ihren Verschmutzungsgrad heraus
K-Tipp-Abonnenten können ihre Haare bis zum 31. Mai 2019 zu einem reduzierten Preis vom Speziallabor toxSeek analysieren lassen.
Folgende Untersuchungen stehen zur Auswahl:
• Integral: Untersuchung von ca. 1800 organischen Schadstoffen und 46 Metallen. Preis: 288 statt 360 Franken. Diese Analyse umfasst die Leistungen der Einzeltests Organisch und Metall.
• Organic: Analyse von ca. 1800 organischen Schadstoffen einschließlich Pestiziden, Bisphenolen, Parabenen, etc. Preis: 208 statt 260 Franken.
• Metal: Untersuchung von 46 Metallen und Schwermetallen, von Quecksilber bis Magnesium. Preis: 96 statt 120 Franken.
Wichtig: Bei dauerhaft gefärbtem oder gebleichtem Haar ist eine Analyse der Schadstoffe nicht möglich. Grund: Aggressive Färbe- und Bleichmittel, wie z. B. Wasserstoffperoxid, greifen das Haar an und zerstören auch die Inhaltsstoffe. Es kann eine Metallanalyse durchgeführt werden. Einfache Haarfärbemittel haben keinen Einfluss auf die Analyse.
Bestellung: Sie können die Analyse per Post mit dem untenstehenden Formular oder über das Internet unter www.toxseek.ch bestellen.
Bei der Bestellung über das Internet müssen Sie den Bestellcode KTIPP2019 eingeben, um vom Sonderpreis zu profitieren.
Die Bezahlung ist per Kreditkarte, Überweisung oder Rechnung möglich.
Nach Erhalt Ihrer Bestellung erhalten Sie eine Anleitung zum Schneiden der Haare, einen Behälter zum Versenden der Haarprobe und ein Formular. Es werden zwei Haarsträhnen von ca. 3 cm Länge benötigt.
Schicken Sie dann das ausgefüllte Formular und zwei Haarproben an K-Tipp.
Adresse: K-Tipp, Haarprobe, Postfach 431, 8024 Zürich.
Der Verlag wird die Proben an das französische Labor weiterleiten. Die Ergebnisse werden an die von Ihnen angegebene E-Mail-Adresse oder, wenn Sie es wünschen, per Post an die unten angegebene Adresse gesendet. Je nach Anzahl der eingegangenen Tests kann es bis zu vier Wochen dauern, bis die Ergebnisse verschickt werden.
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